Mörnbachlofts

Im Putzgewand um die Ecke

Unweit des Chiemsees und mitten im oberbayrischen Alpenvorland zwischen München, Salzburg und Passau, liegt die Stadt Altötting. Wenige Gehminuten von dessen historischem Zentrum haben wir kürzlich die Sanierung und Aufstockung eines ehemaligen Ärztehauses realisiert. Nach dem Umbau verfügt das Gebäude über 14 exklusive Eigentumswohnungen. Über die zwei oberen Etagen erstrecken sich Maisonette-Wohnungen mit einem großartigen Ausblick auf die Stadt und ihre Landschaft. Zwei Gärten im Erdgeschoss, Loggien in den oberen Etagen sowie die exklusiven Ausblicke in den grünen Patio bieten ausreichend Raum zur Entspannung. Das Projekt wurde mit dem Build Architecture Awards 2017 ausgezeichnet.

Das Gebäudeensemble aus Kirche mit Gemeindezentrum und zwei Wohnungsgebäuden gliedert sich von Westen nach Osten in einem städtebaulichen Dreiklang. Die drei Baukörper fügen sich zwischen den erhaltenswerten und prägenden Baumgruppen auf dem Grundstück ein. Die besondere Stellung des Kirchengebäudes wird durch die Heraushebung des Lichtturmes über dem Altarbereich nach Innen und Außen markiert. Das Gebäude des Kirchenzentrums soll in seiner Funktion als Sakralgebäude wahrgenommen werden, gleichzeitig sollen sich die Baukörper über die Fassadenmaterialien zu einem Ensemble verbinden. Das neue Gemeindezentrum soll die Offenheit und den Zusammenhalt der Gemeinschaft vermitteln und fördern. Es soll eine einladende Stätte sein. Das Material‐und Farbkonzept ist reduziert und beschränkt sich im Wesentlichen auf Eichenholz, Beton und geputzte Wandflächen.

Pinar Gönül

blgp architekten ag

Was macht eine gute Putzfassade aus?
Wie viel poetische Kraft steckt in einer guten Putzfassade?
Was kann Putz, was ein anderes Fassadenmaterial nicht kann?
Was sind Ihre persönlichen Putz-Favoriten hinsichtlich Farbe und Struktur?
Welche Botschaft zum Thema Putzfassade haben Sie für Architekten?

Zwei schwere Türen wollen überwunden werden, bevor man den lichten Empfang der „Villa Waldfrieden“ erreicht. Hier gibt es keine langen Flure, nur vorauseilende Blickwege. Ecken und gerade Wände fehlen, alles ist abgerundet, dem Sonnenlicht zugewandt, und alles ist Bewegung. Es zieht den Besucher förmlich von einem Raum in den nächsten. Von „Raumsäcken, Wegeschleusen, Weichenbildungen“ sprach der Architekt Franz Krause, der die Villa „reziprok“, also von innen nach außen, konzipierte und 1950 vollendete. Seine Arbeit verstand er als „Schöpfungsakt“, sein Haus ist ein organisches Gebilde. Während der Bauarbeiten soll sich Krause nackt zum Sonnen in den Park gelegt haben, seinen Körper als Bezugsmaßstab auslotend. Räume, die ihm unproportioniert erschienen, ließ er kurzerhand wieder einreißen. Mensch und Haus sollten zu einer Einheit verschmelzen. Da sowohl der Architekt als auch der Bauherr nicht sehr groß waren, sind die Decken eher niedrig. Wie eine zweite Haut umhüllt das Haus seine Bewohner, die Perspektiven schmeicheln dem Auge, die Rundungen wirken leicht und beschwingt.

Tassilohöfe

Gemeinschaftliche Putzstrukturen

Beim Tassilohof von 03 Architekten „antwortet eine kubistisch anmutende, waffelförmig modellierte Fassade auf den Kontext der Stadt und interpretiert das Thema der klassischen Lochfassade neu“, so die Architekten. Im Hofbereich des Regerhofs derselben Architekten bestimmt eine zweischichtige Fassade mit Loggien und Laubengängen die Fassade. Der Entwurf für die städtebauliche Gesamtkonzeption basiert auf dem 2005 von dem jungen Münchner Architekturbüro 03 Architekten gewonnenen Wettbewerb. Der fünf- bis siebengeschossige Komplex gruppiert sich um drei begrünte Innenhöfe und setzt die Blockrandbebauung der Münchner Innenstadt fort. Der gesamte Block wurde in einzelnen Bauabschnitten (Tassilohof, Regerhof, Löwenhof) von den vier Architekturbüros 03 Architekten in Arge mit omarc Architekten, Hild und K, Peter Ebner (alle München) sowie Stefan Forster (Frankfurt) für zwei Wohnungsbauunternehmen geplant und realisiert.

Das giebelständige Gebäude korrespondiert rücksichtsvoll mit der umliegenden Bebauung, die am Kirchplatz durch steinerne Patrizierhäuser mit Giebeln der Weserrenaissance und von Fachwerkhäusern geprägt ist. Gleichzeitig gibt die Fassadengestaltung eine zeitgenössische Antwort auf diese: Die anthrazit und sandfarben gehaltenen Fassaden springen leicht vor und zurück, verengen und weiten sich zu Durchblicken, fassen ein und überdachen. Nach außen zum Kirchplatz hin, sind die Öffnungen in der Fassade zurückhaltend gestaltet, nach innen zum neu geschaffenen, geschützten Hof dagegen großzügig.

 

Jeder Raum im Gemeindezentrum ist durch spezifische Raumproportionen und die besondere Anordnung der Fenster und Öffnungen zum Außenraum gekennzeichnet. Die Kantorei etwa orientiert sich mit einer hochformatigen Öffnung zur Stadtkirche hin, während sich der Raum für die Krabbelgruppe zum geschützten, geborgenen Bereich des Innenhofes öffnet. Der Raum für die Senioren orientiert sich zum Gemeindeplatz hin und der für die Konfirmanden an der straßenseitigen Gasse. Vom Gemeindesaal aus kann man die Aussicht auf alle Gebäude der Umgebung genießen.

Staunen Sie ruhig!