Papiermuseum

Gefaltete und gekratzte Putzkunst

In Düren, dem Tor zur Nordeifel oder auch der Stadt des Papiers, hat Hollenbeck Architektur ein Museum errichtet, das thematisch passender nicht sein könnte. Begünstigt durch das weiche Wasser der Rur wird am Rande der Eifel schon seit dem 15. Jahrhundert Papier erzeugt. Umgeben von der Blockrandbebauung einfacher Nachkriegswohnhäuser wurde das innerstädtische Bestandsmuseum saniert und durch den Erweiterungsbau zu einem stadtbildprägenden, museal angemessenen Volumen ausformuliert, in dem sich alles um die Geschichte, Produktion, Weiterverarbeitung und die Papierkunst dreht.

Rau, weiß und mit einer natürlichen Haptik erinnert die Putzfassade in ihrer Anmutung an ungestrichenes Papier. Auf die Putzträgerplatte, hinter der sich eine hinterlüftete Vorhangfassade verbirgt, wurden zunächst Unterputz, Armierung und Putzgrund aufgetragen. Im nächsten Schritt erhielten die Fassadenflächen eine Beschichtung mit grobem Kratzputz in 2mm Körnung. Die Lichtkegel, also die tief ausgeschnittenen Leibungen, erhielten hingegen einen feinkörnigeren Putz.

Die Fassade versinnbildlicht durch die Elemente Faltung, Wasserzeichen und Prägung die drei Archetypen des Papiers. Das Highlight der Oberfläche liegt auf der Prägung, die wie Blindenschrift auf der Fassade aufgebracht ist. Nach digitaler Vorgabe der Architekten sind Folienschablonen angefertigt worden, die wie ein Negativ die Buchstaben und Formen aussparen. Diese Schablonen wurden temporär auf die Fassade geklebt und anschließend auf die ausgesparten Bereiche ein strahlend weißer Feinputz aufgetragen. Eine abschließende Nachbearbeitung der Kanten sorgte für einen präzisen Abschluss der Museumsbeschriftung, die ebenso bezeichnend für die „Stadt der Blinden“ wie diffus ist. Wie ein Wasserzeichen ist sie nur dann wirklich lesbar, wenn das Licht es erlaubt.

 

Informationen zum Objekt

 

Bauherr: Stadt Düren

Architekt: Hollenbeck Architektur, Klaus Hollenbeck

Projektleiter: Thorsten Franken-Röttger

Bauleitung: Ingenieurbüro Dipl.-Ing. Detlef Bartsch

Fotos: Peter Hinschläger

Baujahr: Fertigstellung 2018

Standort: Düren

Putzsystem: Weißer Kratzputz mit Prägung